Die UEFA EURO 2016 in Frankreich ist vorbei. Portugal ist Fußballeuropameister. Zum ersten Mal. Fußballfaneuropameister sind meiner Meinung nach die Iren. Mal wieder. Mit ihren fröhlich-kreativen Gesängen und Aktionen zeigten sie der Welt wie schön und unterhaltsam es sein kann, das eigene Team mit voller Hingabe zu unterstützen und zu feiern. Ein Lied aus dem umfangreichen Repertoire der Iren weckte bei mir ganz besondere Erinnerungen auf: The Fields of Athenry.
Zum ersten Mal hörte ich The Fields of Athenry vor vier Jahren während der damaligen Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine.
Am 14. Juni 2012 spielt in Danzig Spanien gegen Irland. Es ist das zweite Gruppenspiel, Irland liegt 0:4 zurück und wäre damit ausgeschieden. Es sind noch wenige Minuten zu spielen als eine Woge der Leidenschaft durch das Stadion schwappt, die sowohl die spanischen Fans als auch den deutschen Kommentator Tom Bartels verstummen lässt. Auch mir verschlägt es vor dem Fernseher die Sprache. Aus tausenden irische Kehlen erklingt:
Low lie the Fields of Athenry
Where once we watched the small free birds fly.
Our love was on the wing we had dreams and songs to sing
It’s so lonely ‚round the Fields of Athenry.
Begleitet von rhythmischem Klatschen beginnt der Refrain immer wieder aufs Neue. Es ist wie die nie endende Brandung des Meeres. Die Iren bejubeln ihre Mannschaft und würdigen dabei gleichzeitig die Leistung des Gegners, der immerhin der amtierende Weltmeister ist.
Ich weiß nicht, wie oft ich seitdem verschiedene Videos dieses unvergesslichen Abends auf YouTube gesehen habe. Neben der kurzen und kompakten Version von oben, gibt es noch viele weitere Versionen, die länger und aus anderen Perspektiven gefilmt sind. Ein paar Beispiele sind hier, hier und hier.
The Fields of Athenry wurde Mitte der 1970er Jahre von Pete St. John geschrieben. Es wurde 1979 von Danny Doyle erstmals aufgenommen und veröffentlicht und erreichte sofort die Top Ten der irischen Single Charts. Eine der populärsten Versionen stammt von Paddy Reilly. Sie wurde 1983 veröffentlicht und war 72 Wochen lang in den Charts.
Das Lied spielt in Athenry im County Galway während der Zeit der großen Hungersnot im Irland der 1840er Jahre. Es erzählt die Geschichte eines jungen Mannes namens Michael, der dabei erwischt wird, wie er Getreide stiehlt, um seine Familie zu ernähren. Seine Strafe ist die Deportation nach Australien. Seine Frau muss zurückbleiben und die Kinder alleine erziehen. Der Refrain beschreibt die Liebe des jungen Paares in den Tagen vor der großen Hungersnot. Der Text des Liedes ist wirklich herzzerreißend. Vor allem, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Geschichte kein Einzelschicksal war. Eine wie ich finde sehr schöne Live-Version ist die von Paddy Reilly und The Dubliners. Dabei merkt man schon, wie sehr sich dieses Lied zum Mitsingen eignet.
The Fields of Athenry wurde von den irischen Fußballfans, der so genannten Green Army, während der Weltmeisterschaft 1990 adaptiert und später auch von den Fans von Celtic Glasgow übernommen. Heute wird es Fans von vielen irischen Sportmannschaften verwendet. Es gibt auch eine eigene Version von den Fans des FC Liverpool. Die heisst konsequenterweise The Fields of Anfield Road und hat einen eigenen Text.
Und auch während der UEFA EURO 2016 wurde eine neue Version geboren. Sie wurde von drei Männern aus Drogheda im Bahnhof von Valenciennes gesungen. Brian Connolly nutzte das dort stehende Klavier und kreierte mit seinem Bruder Des und Sean Maguire eine eigene Interpretation von The Fields of Athenry. Das war nur wenige Stunden vor dem denkwürdigen Sieg von Irland über Italien.
Leider war es der letzte Sieg Irlands in diesem Turnier.
Aber es scheint so, als ob die irischen Fans immer eine tolle Zeit haben, ganz egal, ob ihr Team gewinnt oder verliert. Ihre Gesänge und ihre Aktionen waren einfach legendär und haben den Menschen auf der ganzen Welt ein Lächeln oder Lachen beschert. Solltest Du das verpasst haben, kannst Du Dir hier ein paar Beispiele ansehen. Mich hat es dann auch kaum überrascht, als die irischen Fans von der Stadt Paris die … für ihre Fairness und ihren Sportsgeist erhalten haben. Das war hochverdient! Vielen Dank an alle irischen Fans! Ich kann es kaum erwarten, Euch auf dem nächsten Turnier wiederzusehen und zu hören.