Um kurz vor sechs betreten wir die Kirche. Sie ist proppenvoll. Hinter den letzten Bänken stehen bereits einige Menschen. Es ist kein gewöhnlicher Gottesdienst.
Wir sind in der Ludwigskirche in München. Hier wird heute Abend, am 11. März 2017, die Messe Celebrate St. Patrick gefeiert. Sie bildet den Auftakt zu den Feierlichkeiten zu Ehren des irischen Nationalheiligen. Morgen wird vor den Toren der Kirche die St. Patrick’s Day Parade vorbeiziehen, die in der bayerischen Landeshauptstadt traditionell immer am Sonntag vor dem eigentlichen St. Patrick’s Day am 17. März stattfindet.
Wer mich in diesem Jahr insbesondere hierher zieht, ist Father Ray Kelly. Er ist mit einem ganz besonderen Halleluja weltweit berühmt geworden, extra aus Irland angereist und heute der Hauptzelebrant.
Es herrscht eine gespannte Stille. Dann füllen irische Klänge den großen und kühlen Raum und verleihen ihm eine gewisse Leichtigkeit. Die Messe beginnt. Die Pfarrer und Ministranten ziehen in die Kirche ein. Father Ray Kelly, Markus Gottswinter, Pfarrer von St. Ludwig, Diakon Frank Kreysing und Pater Niall Leahy SJ, der die Liturgie maßgeblich gestaltet hat.
Father Kelly stimmt das erste Lied des Abends an: „Hail, glorious Saint Patrick, dear saint of our isle, …“ An der sonst so lärmigen Ludwigstraße ist eine kräftige Brise Irlands zu spüren. Die Musik ruft in mir eine tiefe Sehnsucht hervor, die ich schon lange nicht mehr verspürt habe. Es ist ein wunderschöner und rührender Moment.
Der St. Patrick’s Day ist, wenn er spirituell begangen wird, ein Tag zum Reflektieren, so Father Kelly. Reflektieren über sich selbst. Reflektieren über das, was es bedeutet, Ire zu sein. Eine interessante Frage, die ich gerne mit den hier anwesenden Iren diskutieren würde. Ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit Irland und seinen Menschen.
„You don’t have to be Irish to be Irish.“
Dieser Satz beschreibt dieses Gefühl sehr treffend. Er fällt heute Abend mehrfach. Vielleicht ist genau das der Grund, warum der St. Patrick’s Day auf der ganzen Welt so beliebt ist.
Auch der irische Botschafter Michael Collins ist für die Feierlichkeiten extra nach München gereist. Er dankt auf Deutsch mit charismatisch-irischem Akzent den Organisatoren des Gottesdienstes.
Die Fürbitten sind mit Bedacht ausgewählt. Sie werden gesprochen für die Flüchtlinge, insbesondere aus Syrien, für Europa, das gerade eine schwere Zeit durchmacht und für all die kranken und hilfsbedürftigen Menschen. Diese Messe hat wahrhaft ein großes Herz.
Martin Gottswinter spricht das Schlussworte und lädt die Besucher ein, sitzen zu bleiben, da es noch mehr Musik gibt. Er weist auch auf eine Reise des Bayerischen Pilgerbüros hin und ergänzt: „Wer noch nicht in Irland war … Das ist eine schwere Sünde.“ Da kann ich ihm nur zustimmen!
Father Ray Kelly kommt noch einmal ans Mikrofon und singt das Lied, das ihn so berühmt gemacht hat: Halleluja von Leonhard Cohen. Es ist ein magischer Moment für mich. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich dieses Lied einmal live von ihm in einer Kirche hören würde.
Es ist einer der schönsten Gottesdienste, die ich bisher erlebt habe.
Hail, glorious Saint Patrick!